Systematik
Notwendigkeit eines Rahmenwerkes
Das prominente Thema Lebensmittelverluste — gerne auch als Lebensmittelverschwendung bezeichnet — wird in der Öffentlichkeit und im politischen Kontext vielerorts mit hoher Emotionalität debattiert. Welche Begrifflichkeiten dabei verwendet werden und was genau dabei als Verlust bezeichnet wird, weicht häufig voneinander ab und hängt im Einzelfall von der Intention des Verfassers und vor allem von der verfügbaren Datenlage ab. Daraus ergibt sich die klare Notwendigkeit einer eindeutigen und übergreifend anwendbaren Erfassungslogik, die die Sichtweisen von Wissenschaft, Verbraucher:innen und der Wirtschaft gleichsam berücksichtigt und die Verluste in sinnvolle Unterkategorien differenziert. Der Check Food Waste nimmt daher ausführliche und anwendbare Definitionen aller relevanten Bestandteile vor und unterscheidet bei der Einteilung der Lebensmittelverluste alle relevanten Verwendungsdestinationen und Abfallfraktionen.
Hintergrund — das dti Pilotprojekt
Entwickelt mit der Wirtschaft für die Wirtschaft — der Check Food Waste wurde vom ZNU auf Initiative des Deutschen Tiefkühlinstitutes gemeinsam mit acht Pilotunternehmen aus der Tiefkühlwirtschaft entwickelt. Über einen engen Abstimmungsprozess während der Datensammlung und mehreren Feedbackschleifen wurden dabei sowohl eine möglichst hohe Praxisausrichtung aller Definitionen, als auch eine praktikable Datenerfassung sichergestellt. Die breite Aufstellung der Tiefkühlwirtschaft hinsichtlich der Natur der Produkte, Herstellungsverfahren und eingesetzten Rohstoffe, führte schließlich zur Entwicklung eines Instrumentes, dass effektiv für unterschiedlichste Unternehmen, Branchen und Geschäftsmodelle einsetzbar und erfolgreich erprobt ist.
Erfassungslogik des Check Food Waste
Teil I — Management von Lebensmittelverlusten
Teil I widmet sich der Erfassung des Status Quo zum Management von Lebensmittelverlusten im Unternehmen. Die Erfassung ist in Anlehnung an den “ZNU-Standard nachhaltiger wirtschaften” in die Elemente Denken — Handeln — Messen — Kommunizieren untergliedert. In insgesamt 12 offenen und halboffenen Frage-Elementen wird der Status Quo zum Umgang mit Lebensmittelverlusten in jedem der vier Bereiche erfasst, sodass das Niveau des Managagements von Lebensmittelverlusten messbar und über verschiedenen Unternehmen und Standorte vergleichbar wird. Als Ziel steht eine Auswertung, anhand derer ein klarer Abgleich des Management-Ansatzes und von Vermeidungsmethoden möglich werden.
Teil II — Quantitative Erfassung
Teil II widmet sich der quantitativen Erfassung der anfallenden Lebensmittelverluste. Diese geschieht aus einer verwertungsorientierten Perspektive und ordnet die Lebensmittel, die innerhalb eines Erfassungsjahres eingesetzt wurden, den möglichen Verwendungsströmen zu. Über einen Residualmengen-Vergleich wird schließlich sichergestellt, dass die erfassten Daten möglichst vollständig und kohärent sind. Im letzten Schritt erhebt der Check Food Waste ausgewählte weitere quantitative Indikatoren, um das Thema so vielseitig wie möglich zu beleuchten und um neben der reinen Mengenbetrachtung auch die monetäre Perspektive mit einzubeziehen.
“Das Thema Lebensmittelverluste ist zu wichtig, um es zur Profilierung oder Schuldzuweisung zu nutzen”
- Bernd Biehl, Lebensmittelzeitung vom XX.XX.2021
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